Großer Fachkräftebedarf im Heilbronner Handwerk
Die Spitze der Handwerkskammer besucht drei Betriebe im Stadtkreis Heilbronn
Handwerksbetriebe sehen in der Handwerkskammer einen geschätzten Dienstleistungspartner. Dies erfuhren Präsident Ralf Rothenburger und Hauptgeschäftsführer Ralf Schnörr beim Besuch von drei Betrieben im Stadtkreis Heilbronn. Zusammen waren sie beim AC Rohrreinigungs-Service, dem Schmieg Orthopädie- und Rehatechnik Zentrum und dem Karosserie- und Fahrzeugbaubetrieb Rücker.
Cihat Akbeniz erinnert sich an die Anfangszeit seines Betriebs. „Martin Weiß, einer der Rechtsberater der Kammer, hat mich bei der Gründung, der Namensgebung und auch danach gut unterstützt“, sagt er. Der in Bayern geborene türkische Staatsbürger hat 2001 den Rohrreinigungsbetrieb zusammen mit seiner Frau Vesile gegründet. Heute arbeiten Sohn Tekin und Tochter Cigdem Akgül im Familienbetrieb mit. Über seine Auslastung kann sich Cihat Akbeniz nicht beklagen. „Im Sommer war es brutal viel“, sagt er.
Kunden kommen auf Empfehlung
Der auf Rohrreinigung und Kanalsanierung spezialisierte Betrieb gewinnt neue Kunden vor allem über Empfehlungen. „Wir reagieren schnell, arbeiten zuverlässig und bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis“, erklärt der Branchenkenner sein Erfolgsrezept. Die Mitarbeiter sind ausnahmslos Quereinsteiger. Rohrreiniger ist kein Ausbildungsberuf. „Es gibt aber Fachkundelehrgänge mit Zertifikat“, erläutert Akbeniz. Der umtriebige Unternehmer ist auf einem Bauernhof „urbayrisch“ erzogen worden, wie er es nennt. An der heutigen Jugend stört ihn die Orientierungslosigkeit. „Den jungen Leuten fehlt der Wille, mal die Ärmel hochzukrempeln, was erreichen zu wollen“, bedauert er.
Viel Handarbeit
Das sehen auch Stefan und Sebastian Schmieg vom Orthopädie- und Rehatechnik Zentrum so. Die Brüder leiten das von Vater Harald 1993 gegründete Sanitätshaus. Aus ihrer Sicht besteht ein Missverhältnis in der Förderung, die schon an der Schule beginnt. „Alle wollen studieren“, moniert Sebastian Schmieg. Der Betrieb schaut sich deshalb auch im Ausland nach jungen Fachkräften um. Mit einer jungen Algerierin haben sie einen Glückstreffer gelandet. Um junge Leute zu gewinnen, ist das Unternehmen in den sozialen Medien aktiv. „Über Anzeigen haben wir in der Vergangenheit nur ganz wenige Bewerbungen bekommen. Über Social Media sind es jetzt 15 bis 20 im Jahr“, erklärt Stefan Schmieg.
Das Unternehmen beschäftigt 70 Fachkräfte. Bei der Herstellung von Prothesen ist viel Handarbeit gefragt. Trotz 3D-Druck und Schaft-modellierung am PC. Selbst genormte Fertigteile müssen meist individuell angepasst werden, damit beispielsweise die ärztlich verordnete Bandage sitzt. „Die Auslastung ist derzeit gut“, sagt Sebastian Schmieg. Sorgen bereitet ihm allerdings die finanzielle Lage der Krankenkassen und die Krankenhausreform, die auf der Kippe steht. Kritisch sieht er auch, dass große Konzerne in Europa Sanitätshäuser aufkaufen.
Qualität, Zuverlässigkeit und guter Service
Die Auslastung macht auch Matthias Rücker momentan keine Sorgen. „Aber der Fachkräftemangel ist ein ernstzunehmendes Problem für das Handwerk“, sagt der Geschäftsführer des Familienunternehmens Rücker Karosseriereparaturwerk und Omnibusservice. Der Betrieb ist auf die Unfallinstandsetzung von Omnibussen und Transportern spezialisiert.
Matthias Rücker sieht im Handwerk große Zukunftsperspektiven für junge Leute und bedauert, dass sich nur wenige fürs Handwerk interessieren. „Ich wünsche mir sehr, dass sich die Jugend in absehbarer Zeit wieder verstärkt für handwerkliche Berufe begeistert“, hofft er. Mit Philipp und Paul Rücker ist die dritte Generation bereits ins Unternehmen eingestiegen, die Nachfolge ist gesichert.
Das 1979 von Vater Fritz Rücker gegründete Unternehmen ist 1980 in das Industriegebiet Böllinger Höfe in Heilbronn umgezogen. Dort sind hochmoderne Werkstatthallen, eine 40 Meter lange Lackierstraße, zwei Waschanlagen, eine Finish- und Auslieferungshalle sowie ein Verwaltungsgebäude mit Büro-, Schulungs- und Sozialräumen entstanden. Der Betrieb setzt auf Qualität, Sauberkeit, Zuverlässigkeit und guten Service. „Wir bieten ein Rundumpaket, vom Hol- und Bringservice über die Reparatur bis hin zur Gestellung von Unfallersatzbussen“, sagt Matthias Rücker.
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Finanzierungssprechtage im Dezember
Neugründung, Unternehmensnachfolge, Wachstum oder Krisenbewältigung: Unternehmen stehen immer wieder vor neuen Finanzierungsfragen. Antworten gibt es bei den Finanzierungssprechtagen der Handwerkskammer und der IHK Heilbronn-Franken. Experten der L-Bank, der Bürgschaftsbank und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg stehen Interessierten Rede und Antwort.
Die nächsten Sprechtage finden am Dienstag, 3. Dezember in der Geschäftsstelle der Handwerkskammer in Tauberbischofsheim sowie am Dienstag, 10. Dezember bei der Handwerkskammer in Heilbronn statt. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Christina Eberhard, Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Telefon: 07131 791-171, E-Mail: Christina.Eberhard@hwk-heilbronn.de oder unter www.hwk-heilbronn.de/termine.
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